Das Lispeln, fachsprachlich Sigmatismus interdentalis genannt, ist einer der häufigsten Artikulationsfehler bei Erwachsenen. Es handelt sich dabei um eine Fehlbildung des Lautes /s/, die durch eine Fehlstellung der Artikulationsorgane verursacht wird. Das „Lispeln“ lässt sich sowohl bei Kindern, als auch bei Erwachsenen durch eine gezielte, logopädische  Artikulationstherapie in der Regel erfolgreich behandeln.
 
Aussprachefehler sollten im Erwachsenenalter grundsätzlich nur behandelt werden, wenn der Betreffende seinen Artikulationsfehler als störend empfindet, Leidensdruck verspürt und für die Therapie motiviert ist.
 
Der /s/ - Laut ist ein stimmhafter oder stimmloser Zischlaut, der als Strömungsgeräusch im vorderen Drittel der Mundhöhle gebildet wird. Hierbei wird durch die Anspannung der Zungenränder eine mittige Längsrille der Zunge gebildet, entlang derer der Luftstrom geführt wird. Die Luft entweicht durch diese Engstelle hinter den oberen Schneidezähnen, wodurch das typische Zisch- oder Summgeräusch entsteht.
Beim Sigmatismus interdentalis wird der Zischlaut abweichend von der gerade beschriebenen Artikulationsweise gebildet. Dadurch entsteht ein deutlich weniger zischender, eher dumpf klingender Laut, welchen der Hörer als Lispeln wahrnimmt.
Logopädie Hilfsmittel

Die Therapie, sowohl bei Kindern wie auch bei Erwachsenen, besteht aus verschieden aufeinander aufbauenden Therapieschritten - ein Überblick:

  • Hörtraining: Der Patient lernt zunächst einmal den korrekten Laut von dem fehlgebildeten Laut zu unterscheiden - akustische Differenzierung
  • Mundmotorische Übungen: Damit die Zunge in der Lage ist die Zungenrille zu bilden und die richtige Artikulationsstelle einzunehmen und die Lippen in die richtige Position gebracht werden können, ist in den meisten Fällen ein Training der Zungen und Gesichtsmuskulatur erforderlich.
  • Anbahnung des korrekten Lautes /s/: Der Patient lernt die neue Artikulationsstellung und Koordination der Lippen und der Atmung kennen und produziert so lange die ersten Versuchslaute, bis der Laut korrekt gebildet wird.
  • Stabilisierung des korrekten Lautes: Der neu erlernte Laut wird zunächst als isolierter Laut, dann auf Silben-, Wort- und Satzebene geübt. In den zunehmend komplexeren Aufgeben soll die korrekte Artikulation gefestigt werden.
  • Transfer in die Spontansprache: Der Patient lernt in diesem Therapieschritt den korrekten Laut konstant auch in freien Sprechübungen, z.B. in Schnellsprechübungen oder mit Zungenbrechern fehlerfrei zu  produzieren.
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